Eine kleine Chronik des Schachklubs Helmbrechts
Die Gründung des „Schachklub Helmbrechts“ am 2. März 1913
Beim Blättern in den vorbildlich geführten Protokollbüchern des Schachklubs Helmbrechts faszinieren den Leser ganz besonders die in akkuraten Sütterlin-Lettern verzeichneten Ereignisse der Gründerjahre. Sie sind es wert, in dieser kleinen Vereinsgeschichte gegenüber späteren Zeiträumen herausgestellt zu werden.
Helmbrechts, 2. März 1913
Protokoll der Gründungsversammlung
des
Schachklub Helmbrechts
Der Einladung des Herrn Stadtsekretär W. Schön, sich am heutigen im Schützenhaus zu einer Besprechung in Schachangelegenheiten einzufinden, hatten ca. 15 Herrn Folge geleistet.
Herr W Schön eröffnete die Versammlung und teilte dann mit, was ihn zur Versendung der Einladungen bewogen hatte: Die Freude am schönen Schachspiel und die Gelegenheit zu seiner Ausübung sollte durch Zusammenschluss aller Schachfreunde in Helmbrechts gefördert werden.
Die meisten anwesenden Herren erklärten sich sofort bereit, einem zu gründenden Schachklub beizutreten, worauf Herr W. Schön die Gründung des Schachklub Helmbrechts als vollzogen erklärte.
Um Unterlagen für die nun folgenden Beratungen betreffend Satzung etc. zu erlangen, hatte sich Herr Schön an den Vorsitzenden des Schachklubs Kirchenlamitz & an den des Bayr. Schachbundes in Nürnberg gewandt. Die daraufhin eingelaufenen Mitteilungen wurden bekanntgegeben, die Mustersatzung des Bayr. Schachbundes mit wenig Änderungen angenommen.
Der Wortlaut der Satzungen, wie sie von der Gründungsversammlung genehmigt wurden, sowie die Ergebnisse der hierauf vollzogenen Vorstandswahlen, endlich die Namen sämtlicher Gründungsmitglieder sind aus dem beiliegenden Druckblatt ersichtlich.
Der Schriftführer wurde beauftragt, sofort die Aufnahme-Verhandlungen mit dem Bayr.-Schachbund in die Wege zu leiten.
Endlich wurde noch Beschluss gefasst über den Zeitpunkt, an dem das 1. Vereinsturnier eröffnet werden soll. Man einigte sich auf April 1913.
Hierauf konnte, nachdem der 1. Vorsitzende,
Herr F. G. Wolfrum, besonders Herrn Schön für seine erfolgreichen Bemühungen gedankt hatte, die 1.Sitzung geschlossen werden.
E. E. Höppl, Schriftf.
1913/14: Reges und aktives Vereinsleben
Das erste Vereinsturnier, das in zwei Klassen mit insgesamt 15 Teilnehmern ausgetragen wurde, war laut Versammlungsprotokoll vom 4. Mai 1913 bereits innerhalb weniger Wochen abgeschlossen:
- Abteilung:
1. Preis: Herr W. Schön, dem damit auch der Wanderpreis zuerkannt wird, der jedoch noch ein zweites Mal erkämpft werden muss
2. Preis: Herr Nützel;
3. Preis: Herr Wolfrum I. G.,
4. Preis: Herr Raithel,
5. Preis: Herr Höppl,
6. Preis: Herr Rudolph. - Abteilung:
1. Preis: Herr Fr. Heller,
2. Preis: Herr L. Rödel,
3. Preis: Herr G. Porsdorfer,
4. Preis: Herr Hch. Neumeister;
5. Preis: Herr Schneider P.,
6. Preis: Herr Rammensee,
7. Preis: Herr Taubald,
8. Preis: Herr Rieß,
9. Preis: Herr Wirth.
Schon im Protokoll vom 24. Oktober 1913 wird eine erste Spielersitzung dokumentiert, in der die Bestimmungen für das zweite Vereinsturnier festgelegt worden sind. Bemerkenswert ist das Ausmaß der im Protokoll festgehaltenen Aktivität und Spielfreude, wobei mit vier wöchentlichen Spieltagen ein später nie mehr erreichter Rekord aufgestellt wurde:
- In wieviel Abteilungen soll gespielt werden? Beschluss: Sämtliche Spieler in einer Abteilung.
- Wann soll das Turnier begonnen werden? Beschluss: Heute, 24. Okt. 1913
- Welche Spieltage? Beschluss: Montag, Mittwoch, Freitag & Sonntag.
- 'Wie soll die Turnierordnung gehandhabt werden? Beschl.: Maßgebend ist die Deutsche Turnierordnung ohne die Beschränkung der Spielzeitdauer.
Nach Erledigung dieser 6 Punkte wurde die Auslosung für den heutig & nächsten Spieltag vollzogen; die Ausgelosten begannen mit dem Turnier.
Helmbrechts, 17. Jan. 1914
1. Generalversammlung im Gesellschaftszimmer des Schützenhauses
… dann wählt man den ebenfalls tüchtigen Schriftführer Herrn Lehrer Höppl wieder einstimmig, was ebenfalls freudig begrüßt wird; Leider ist Herr H. nicht anwesend, er schwingt in Warmensteinach „Schneeschuhe".
Tagesordnungspunkt 3: Abhaltung eines bunten Abends während der Faschingszeit. Es wird beschlossen, einen bunten Abend zu veranstalten, der durch einen „Vergnügungsausschuss" vorbereitet werden soll. … Zum Schluss sucht man noch einen Vereinsdiener. Es wird Herr Anton Pistel, - dieser dienstbare Geist - bestimmt!
Die obigen Protokollauszüge dokumentieren, dass schon im ersten Jahr nach der Vereinsgründung auch gesellschaftliche Höhepunkte angestrebt und realisiert wurden. Auch auf der Skipiste wusste sich ein Vorstandsmitglied zu bewegen. Einen Vereinsdiener leistete sich der Club, entsprechend einer damaligen Helmbrechtser Tradition, noch bis ins Jahr 1923.
Regelmäßige Mitgliederversammlungen mit Protokollnotizen lassen die Freude am Vereinsleben erkennen. Der Erfolg des Vereins kann auch an den acht Mitgliederneuaufnahmen bis zum April 1914 gemessen werden. Schon im Februar 1914 wurde der Beginn des dritten Vereinsturnieres beschlossen. Nur mutige Freiwillige schienen zum Aufstieg in die 1. Klasse bereit gewesen zu sein. Erfahrungen mit Partieausfällen und säumigen Turnierteilnehmern wurden wohl schon in den beiden ersten Turnieren gemacht. So scheint die strenge Regelung für Entschuldigungen und Zuspätkommen vorbildlich für eine auch in der Gegenwart zweckmäßige Handhabung zu sein. Dazu heißt es im Protokoll der Mitgliederversammlung vom 27.2.1914:
Vereinsturnier. …Jeder Teilnehmer hat wöchentlich eine Partie zu spielen, nur triftige Gründe gelten als Entschuldigungsgrund; diese sind rechtzeitig dem Turnierleiter Höppl bekanntzugeben. Dieser kann säumigen Spielern einen Spieltermin vorschreiben; Nichterscheinen zieht nach 1/2 Std. Verlust der Partie nach sich.
Erst im umfangreichen Protokoll vom 20. Juli 1919 kann das Wiederaufleben des Vereins nach dem Krieg dokumentiert werden. Aus dem Protokoll der Hauptversammlung vom 14. Dezember 1919 wird die Problematik deutlich gemacht: Vier im Krieg gefallene, zwei noch in Kriegsgefangenschaft befindliche Mitglieder und der Wegzug von sieben Mitgliedern hatten das Vereinsleben stark beeinflusst. So war die Beteiligung von 15 Spielern am ersten Nachkriegsturnier ein guter Neubeginn.
1921: Klub in der Krise - Aufschwung in der Inflation
Bereits in der Generalversammlung vom 17. April 1921 muss über die Auflösung oder den Fortbestand des Schachklubs entschieden werden. Das Fazit lautet im Protokoll folgender-maßen:
Der Klub soll nicht aufgelöst werden. Alle älteren Mitglieder erklären übereinstimmend, man müsse eben jüngere Kräfte in die Vorstandschaft wählen, denn nur dadurch kann die Spieltätigkeit gefördert und die jüngeren Mitglieder zu den Spielabenden herangezogen werden. Weiter wurde der Antrag des Mitglieds Herrn Joh. Rammensee, man möge mehrere Spiellokale wählen, damit auch während der Werktage öfter gespielt werden kann, für sehr gut geheißen.
Erstmals wird im Protokoll der Mitgliederversammlung vom 5. Okt. 1921, die im Lokal der Bierwirtschaft des Herrn Georg Rödel abgehalten wurde, das Café Rammensee als „weiteres" Spiellokal genannt. Ob wohl zu dieser Wahl der von Herrn Hans Rammensee in Aussicht gestellte Schinken eine Rolle gespielt haben mag? Protokollauszug:
- Ein Turnier „Ausscheidungsturnier“ soll abgehalten werden und zwar, in einer Abteilung, um feststellen zu können wie sich die einzelnen Spielstärken zusammensetzen.
- Das Turnier beginnt sofort.
- Spieltage sind Mittwoch und Sonntag, Mittwoch abends und Sonntag nachmittags.
- Als weiteres Spiellokal wird das Café Rammensee bezeichnet.
- Als Turnierleiter wird Herr Nahr und als dessen Ersatzmann Herr Rieß gewählt.
- Der Einsatz beträgt 15,- M für jeden Teilnehmer und ist am Schluss des Turniers bei Abhaltung eines Schlussfestessens in Esswaren mitzubringen. Herr Hans Rammensee erklärt sich bereit, zu diesem Festessen, von seinem Schwein das er bis dorthin schlachten will, einen Schinken zu spenden.
Die Schreibmaschine hält Einzug in die Protokollierung, wie der Bericht des Vorsitzenden Hans Köhler zur Hauptversammlung am 15. Febr. 1922 zeigt.
Gleich zu Anfang des Jahres wurde sofort mit der regelmäßigen Abhaltung der Spielabende begonnen und dadurch erfreulicherweise ein Zuwachs von 25 aktiven Mitgliedern erzielt. Der Schachklub Helmbr. zählt heute 52 Mitglieder und 1 Ehrenmitglied.
Zum Abschluss des Vereinsturniers, das in drei Klassen mit Auf- und Abstieg ausgetragen wurde, fand eine Familienfeier statt. Dazu eine Feststellung im Protokoll, die zur Nachahmung empfohlen wird:
Herr Kassier Rieß erklärt sich bereit aus seiner eigenen Tasche für die erschienenen Damen einen Kaffee mit Gebäck zu spenden.
Ein Ereignis besonderer Art war die Austragung des ersten Städtewettkampfes am 29. Januar 1922. lm Jahresbericht heißt es dazu:
Im August vergangenen Jahres hat der Schachklub Kulmbach die Anregung gegeben, ein Zusammentreffen beider Schachvereinigungen an einem der Bahn entlang gelegenen Ort zu veranstalten. Leider ist diese interessante Veranstaltung wegen Obwaltung anderer Umstände beider Klubs und durch den Ausfall der ordentlichen Zugverbindungen erst am 29. vergangenen Monats zustande gekommen. Das Zusammentreffen fand in Münchberg im Hotel Adler statt. Helmbrechts trat mit 12 und Kulmbach mit 11 Spielern an. Die Zusammenkunft artete zum vollkommenen Städtewettkampf aus, dessen Ausfall unserem Klub einige Lorbeeren einbrachte. Helmbrechts hatte 4,5 und Kulmbach 7,5 Gewinnpartien zu verzeichnen.
Die Jahreshauptversammlung am 14. Januar 1923 im Café Rammensee konstatiert, im vergangenen Jahr seien zwei Vereinsturniere ausgetragen worden und die Mitgliederzahl sei von 52 auf 68 gestiegen. Ein Simultanspiel des Bayreuther Schachmeisters Rotballer endete mit einem klaren Sieg des Gasts. Bei den Neuaufnahmen ist Herr Georg Festel verzeichnet. Dabei handelt es sich natürlich nicht um unseren langjährigen Vorstand, sondern um dessen Patenonkel.
Zum Turnierabschlussfeier bewiesen die aktiven Vereinsmitglieder Taubald, Karl Seiffert, Wolfrum, Gebhardt und Willi Wolfrum ihr musisches Talent.
1923: Die Stiftungsfeier zum 10jährígen Bestehen
Die Spielabende waren durchwegs sehr gut besucht, sodass unser vorhandenes Spielmaterial an manchen Tagen kaum ausreichte.
Diese erfreuliche Feststellung wurde in einer Mitgliederversammlung am 14.November 1923 getroffen. Die Stiftungsfeier zum 10jährigen Bestehen des Schachklubs findet am 17. November 1923 in den Gesellschaftsräumen der Turnhalle statt…
... unter bereitwilliger Mitwirkung hiesiger Musikgrößen und durch Gesangsvorträge des Hauptlehrers Herrn Maier aus Hof, der auch vor Beginn der Feier ein Simultanspiel veranstalten will. Der Urheber des Schachklubs, Herr Verwaltungsrat Schön wird für seine Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt.
Die Mitgliedsbeiträge, die vierteljährlich erhoben werden, sind wertbeständig gestaltet worden. Als Beitrag wird der jeweilige Preis für 1 Glas Bier erhoben.
Ein lobenswerter Beschluss, dieser wertbeständige Vierteljahresbeitrag. Wie wäre es mit einer Realisierung zur jetzigen Zeit?
1924 - 1930: Die Ära der Städte-Vergleichswettkämpfe
Auch in all' den Jahren zwischen den beiden Kriegen gäbe es manches Lesenswerte zu zitieren. Aber es soll ja kein Buch geschrieben werden, sondern ein gestraffter Abriss unserer Vereinsgeschichte. Nun beginnt die Ära der Städte-Vergleichswettkämpfe. Die Vereinsturniere werden weiterhin fleißig ausgetragen und die Teilnahme an Simultan-veranstaltungen und Schachkongressen genutzt. Auch die Vereinsmeister stellten sich jährlich zum Simultankampf. Es wurde eifrig geblitzt. Das geschah damals mit einer Uhr, die einem großen Wecker glich, und noch heute tragen wir unser Silvester-Blitzturnier nach demselben Modus aus. Außerdem waren damals die sogenannten Tombola-Turniere, die in ein bis zwei Stunden abgewickelt werden konnten, sehr beliebt.
Natürlich wurden auch die gesellschaftlichen Belange nicht vernachlässigt.
Die Ereignisse 1924 - 1930 in Schlagzeilen
Ab 1924 regelmäßige Schachecke im „Helmbrechtser Anzeiger“ / Städte-Wettkämpfe 1924: gegen den damals stärksten Schachverein Oberfrankens SK Hof - Helmbrechts 26,5:5,5; in Schwarzenbach/Saale: Helmbrechts - Rehau 6:6; in Bayreuth: Creußen - Helmbrechts 6:2; Rückkampf gegen Hof 4,5:29,5; in Oberkotzau: Selb - Helmbrechts 12:10.
28.12.24 geschlossener Ball „Italienische Nacht“ im Schützenhaus mit der zehn Mann starken Helmbrechtser Stadtkapelle Ströhla / Städte-Wettkämpfe 1925: Helmbrechts - Konradsreuth
2:7 in Hof; Helmbrechts - Rehau 10,5:10,5 in Wirsberg anlässlich eines Familienausflugs; Rückkampf Kulmbach - Helmbrechts 10:12, der erste Sieg des Schachklubs! / März 1925: Kammerkonzert mit der „Schachsuite“ von Hauptlehrer Maler, dem Spitzenspieler des SK Hof / 1926 Deutscher Schachklub Asch - Helmbrechts 11,5:14,5 / 1926 Simultanspiel des Großmeisters Bogoljubow an 47 Brettern (!) / 1927 Städte-Wettkampf Münchberg – Helmbrechts 6,5:5,5 / Rückkampf Helmbrechts - Münchberg 5,5:5,5 / 1928 stagniert das Vereinsleben / 1929 Anschaffung eines Demonstrationsbrettes, Anfängerkurs mit starker Beteiligung, auch von Damen, Theorieschulungen für die fortgeschrittenen Spieler; Resultat: wieder reger Spielbetrieb / Städte-Wettkampf Kulmbach - Helmbrechts 7:15 / Maskenball im Schützenhaus „Schachwelt im Fasching“ - „jedermann war voll zufrieden, auch die Kasse“ / 1930 Deutscher Schachklub Asch - Helmbrechts 12,5:7,5 / Naila - Helmbrechts 20:28 / 1931 Helmbrechts - Naila 29,5:34,5
Zitat aus dem Protokoll der Jahreshauptversammlung 1931:
Man schlägt schließlich vor, während der Faschingszeit einen gemütlichen Maskenabend im Lokal Rammensee abzuhalten. … Die Tagesordnung der Schachklubversammlung war damit nach kurzer Zeit erschöpft und man widmete sich anschließend voll und ganz dem --- „Schafkopfkarten“.
Ab 1931: Erfolgreich bei den Verbandswettkämpfen
Protokollnotiz vom Juni 1931:
Verbandswettkämpfe um die Oberfränkische Meisterschaft (Vereinsmeisterschaft)
Der Oberfr. Schachverband ist in anerkennenswerter Weise dazu übergegangen, Verbandswettkämpfe durchzuführen, in denen alljährlich (oder alle 2 Jahre) der spielstärkste oberfr. Schachverein festgestellt wird. An den Kämpfen, die jetzt erstmalig zur Durchführung gelangen, beteiligen sich in diesem Jahr 8 Vereine: Bamberg, Hof, Bayreuth, Coburg, Michelau, Helmbrechts, Selb und Wunsiedel. Die Austragung erfolgt in 3 Runden; die besiegten Vereine scheiden jeweils aus.
Ergebnisse der Verbandswettkämpfe der ersten beiden Jahre
28.6.31 in Hof: Selb - Helmbrechts 5,5 : 6,5
12.7.31 in Wirsberg: Bayreuth - Helmbrechts 8,5 : 3,5
19.6.32 in Falls: Kulmbach - Helmbrechts 4 : 6
26.5.32 in Hof: Marktredwitz/Wunsiedel - Helmbrechts 5 :5
Protokollnotiz vom Mai 1933:
Für den 14. Mai 1933 war ein Wettkampf mit Asch in Asch geplant worden. Infolge der verschärften Grenzübertrittsbestimmungen musste dieser Kampf noch in letzter Stunde abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Protokollnotiz vom 9. August 1933:
ein schöner Sommertag, der eine größere Anzahl Schachfreunde nebst Damen hinauswandern ließ in den herrlichen Frankenwald. Unser Spielewart Taubald erwies sich bei dieser Gelegenheit als ebenso guter Wanderwart, der die Wanderschar durch das Rodachtal - Rodachrangen nach Brumberg führte, wo sich bei der „alten Prax“ bei Gesang und Lautenspiel ein vergnügter Nachmittag entwickelte.
1933: Schlichter Rahmen zum 20jährigen Bestehen
In einer nachlesenswerten Ansprache würdigte Schriftführer Erwin Hagen die Ereignisse beim Schachklub. lm zweiten Jahrzehnt fanden 24 Städtewettkämpfe mit 444 Partien und dem Resultat von 206,5 Punkten statt. Trotz allgemeiner Vereinsflucht hat der Klub 53 Mitglieder aufzuweisen, ein gutes Zeichen für eine günstige Weiterentwicklung, die sich schließlich auch bewahrheitete.
Gleichschaltung (Oktober 1933)
Auf Grund der Gleichschaltungsbestimmungen fand Anfang Oktober 1933 die Neuwahl der Vorstandschaft statt. Im Einvernehmen mit dem Ortsgruppenleiter der N.S.D.A.P. wurde zum 1. Vorsitzenden Hermann Nahr gewählt. - Vorstand Nahr bestimmte hierauf seine Mitarbeiter –
Obige Protokollnotiz vom Oktober, die folgende vom 2. November 1934:
Zum heutigen Spielabend, der zugleich l. Turnierabend ist, hat sich erfreulicherweise eine ganze Anzahl neuer Gäste eingefunden; insbesondere stellen wir mit Genugtuung fest, dass die durch Rundschreiben an verschiedene Herren des früheren Arbeiter-Schachklubs ergangene Einladung von Erfolg gewesen ist. Es sind zusammen 21 Spieler anwesend, die sich sämtlich am Turnier beteiligen werden, sodass unter Umständen das vorhandene Spielmaterial nicht mehr ausreicht und das Lokal sich als zu klein erweist.
Von 1934 bis 1939 behauptete sich der Schachklub Helmbrechts bei den Verbandswettkämpfen unter den oberfränkischen Spitzenvereinen stets achtungsvoll. Städtewettkämpfe waren auch weiterhin mit gutem Erfolg im Programm, von denen der Wettkampf am 5.8.34 in Wallenfels hervorzuheben ist, den Helmbrechts mit 2,5:39,5 für sich entschied und der deutliche 23,5:4,5-Sieg am 10.3.35 gegen Münchberg. Insgesamt gab es 24 Begegnungen, die für Helmbrechts 11 Siege, 10 Niederlagen und 3 Unentschieden ergaben. Das Brettverhältnis von 184,5:145,5 sprach für Helmbrechts.
1938: Kommers zum 25jährigen Bestehen
Nach einem Städtewettkampf Helmbrechts - Asch am 27.3.1938, der mit 7,5:8,5 knapp verloren ging, hielt tags darauf der Initiator des Schachclubs Helmbrechts, Wolfgang Schön, die Festansprache, welche uns im Protokollbuch erhalten geblieben ist. Er erinnert sich an die Gründungszeit:
Es wurde sofort ein Turnier begonnen. Beginn 2.3. – Beendigung April 1913. 17 Teilnehmer. Bei dieser Teilnehmerzahl also eine außerordentlich kurze Zeit. Unser Nachwuchs bringt das nicht mehr fertig. Kein Wunder aber auch, wenn wöchentlich an 4 Abenden gespielt wurde. Ich glaube, dass in dieser Zeit die beteiligten Schachbrüder an nichts anderes mehr dachten, als an ihr Turnier. Die Schachleidenschaft feierte "Orgien". Heute hat diese Leidenschaft einer stillen, gleichmäßigen Liebe zum königlichen Spiel Platz gemacht.
Mit dem Bericht zur Jahreshauptversammlung 1939 und dem Resultat des letzten Schachwettkampfes vom 7. Mai 1939 Helmbrechts - Hof 7:12 enden die Aufzeichnungen im ersten Protokollbuch des Schachklubs Helmbrechts. Während des 2. Weltkriegs war das Vereinsleben völlig unterbrochen. In den ersten Nachkriegsmonaten gab es Wichtigeres als das Schachspiel.
1945: Die Neugründung des Vereins
Aber bereits am 5. November 1945 beantragte der als politisch unbedenklich geltende Klubmeister Willi Geisdorf aus Schauenstein, die Zulassung …
... To Military Government of Münchberg
Concerns: The license to found a Chess-Club in the town of Helmbrechts and to arrange matches there
Schon am 8. November wurde die Erlaubnis dazu erteilt:
1st IND Office of the Director of Military Government for Landkreis Münchberg PO 403 To Willy Geisdorf, Schauenstein.
Persmission grantet. This office will be informend of all activities. By order of the Director:
Raph L. Bowers 1st Lt., CAC Public Welfare Officer.
1946: Erfolgreicher Auftakt beim Spielbetrieb
lm Mai 1946 wurde das erste Vereinsturnier beendet. Es siegte Willi Geisdorf mit 14 Punkten vor Karl Höllerich und Elli Oberländer, mit je 11 ½ sowie Erwin Hagen und Gustav Taubald mit je 11 Punkten. Der Wettkampfbetrieb im Schachkreis Hof wurde am 11.8.1946 wieder aufgenommen.
Gespielt wurde an zehn Brettern. Sechs der sieben Wettkämpfe wurden deutlich gewonnen: gegen Marktredwitz 6:4, Rehau 7,5:2,5, Kirchenlamitz 8:2, Martinlamitz 7,5:2,5, Arzberg 6,5:3,5, Naila 8,5:1,5 und Münchberg 7:3, aber gegen Hof mit 2:8 die titelentscheidende Niederlage eingesteckt. 1947 wurden nur zwei Mannschaftskämpfe gewonnen, aber sechs verloren, 1948 vier gewonnen und zwei verloren.
Ab 1948: Eine starke Jugendgruppe wächst heran
Die erste Jugendmeisterschaft der Vereinsgeschichte fand 1948 statt, Dabei siegte Ernst-Robert Kadesreuther vor Georg Festel, Richard Taubald, Herbert Wolfrum, Herbert Kraus, Norbert Jarczyk, Rudi Friedrich und Robert Löhner. Einen Vergleichskampf mit Hof gewann die Helmbrechtser Jugend mit 6 ½ :5 ½. Bei ihrer dritten Meisterschaft ist die Jugendgruppe auf 20 Teilnehmer angewachsen. Willi Geisdorf hob durch Theorieunterricht die Spielstärke im Verein für alle, und Josef Feichtmeier förderte durch seine individuelle Betreuung ganz besonders die Jugendlichen.
lm März 1950 erste Hauptversammlung nach der Wiedergründung
Die schachlichen Aktivitäten nahmen zu: Thema-Sommerturnier, Blitzturniere, auch für die Jugend, Vergleichskampf Senioren - Jugend, Teilnahme an den Einzelmeisterschaften im Kreis und Bezirk, Freundschaftswettkämpfe mit Nachbarvereinen, 1951: Simultanspiel von Großmeister Wolfgang Unzicker, die Ausrichtung der oberfr. Jugend-Einzelmeisterschaft, Simultanspiel des Deutschen Meisters Walter Niephaus.
Auf einer Grußkarte aus der Sportschule München-Grünwald von einem Schachlehrgang, heißt es (nicht ganz wahrheitsgemäß):
Herzliche Grüße aus Grünwald senden Karl Nüssel Albin Friedrich Herbert Schramm.
Essen prima. Unterkunft toll. Gelernt bis jetzt gar nichts
Schachklub Garant für gesellschaftliche Höhepunkte
Auch die gesellschaftlichen Aktivitäten lassen sich sehen. Die erste Tanzveranstaltung nach dem Krieg war am 12. Februar 1949 der Maskenball „Kunterbunt“ in der Turnhalle, der die Reihe der legendären Schachklub-Bälle eröffnete. Am 3. Juni 1950 Tanzvergnügen „lm zarten Grün“ im Schützenhaus, 7.Oktober 1950 Winzerfest, 3. Februar 1951 Maskenball „lm Land des Vergessens“, März 1951 Bockbierfest im Café Rammensee, 6. Oktober 1951 Winzerfest: „1/4 Ltr. Riesling kostet DM -,8O einschl. Bedienung“ lautete ein Hinweis auf der Einladung. Das finanzielle Resultat der Bälle schuf in unserer Vereinskasse ein gutes Polster. lm Bericht des Schriftführers zur Jahreshauptversammlung 1952 heißt es:
Dass unsere Frau Vorstand dabei manchmal etwas zu autoritär vorgeht und den gesamten Vorstand und den Ausschuss glatt „Schach matt“ setzt, bitte ich ihr im Interesse ihrer unstreitbar großen Verdienste großmütig zu verzeihen.
1953: 40 Jahre Schachklub Helmbrechts
Der Präsident des Bayerischen Schachbundes Ludwig Schneider schlug den SK Helmbrechts als Ausrichter der Bayerischen Meisterschaften vor, jedoch konnte dieses Angebot aus Kostengründen nicht wahrgenommen werden. Jubiläumsveranstaltung war deshalb ein Einladungsturnier mit dem Bayerischen Meister Eduard Hahn (Bayreuth), weiteren fünf oberfränkischen Meisterspielern und den Klubmeistern Will Geisdorf und Ernst-Robert Kadesreuther. Ein Simultanspiel von Meister Hahn im Saal der Turnhalle und ein Kommers im Café Rammensee zum Abschluss rundeten die gelungene Festwoche ab.
1953: Schachklub Helmbrechts in der Oberliga!
Nach dem Aufstieg 1953 wurde auf Anhieb in der zweigeteilten Oberliga Oberfranken der 2. Platz hinter dem SK Selb errungen und dabei die Klubs aus Hof, Bayreuth, Münchberg und
Kulmbach hinter sich gelassen. Auch 1955 wurde die Vizemeisterschaft errungen. Die 1953 gegründete 2. Mannschaft wurde 1957 Kreismeister. Die in diesem Jahr neu gebildete 3. Mannschaft wurde sofort ihr heißer Lokalrivale. Beide Mannschaften etablierten sich in der Kreisklasse A, als darunter eine B-Klasse gebildet wurde.
1962: Helmbrechts in der höchsten Oberfrankenliga
In diesem Jahr gab es einen doppelten Mannschaftserfolg: Die erste Mannschaft qualifizierte sich als Meister von Oberfranken Ost für die neu gegründete gesamtoberfränkische Verbandsklasse I und die zweite Mannschaft stieg als Meister der Kreisliga in die Verbandsklasse II auf. Als die zweite Mannschaft nach Ende der Serie wieder absteigen musste, nahm ab 1963 die dritte Mannschaft ihren Platz ein, nachdem sie als erste dritte Mannschaft Oberfrankens die Kreismeisterschaft und den Aufstieg in die VK II errungen hatte.
1962: Helmbrechts leitet Oberfränkischen Verband
ln der Festschrift „50 Jahre Schachklub Helmbrechts" heißt es:
Beim Oberfränkischen Schachkongress 1962 in Hof wurde der Schachklub Helmbrechts als würdig befunden, die Gesamtleitung des Kreisverbandes (Anm. d. Red.: inzwischen Bezirksverband genannt) Oberfranken im Bayerischen Schachbund, dem z. Zt. 50 Vereine angehören, zu übernehmen. Zu seinem 50jährigen Jubiläum übertrug auf dem bayerischen Schachkongress 1962 in Straubing der Deutsche Schachbund dem Jubilar die Durchführung des 8. Deutschen Kandidaten-Turnieres.
1963: 50 Jahre Schachklub Helmbrechts
Eine umfangreiche Festschrift dokumentiert die 50jährige Vereinsgeschichte und gibt Einblick in die Gedankenwelt der frühen 60er. Höhepunkt der Vereinsgeschichte war die Ausrichtung des 8. Deutschen Kandidatenturnieres, das im Ausstellungsraum des neuen EDEKA-Gebäudes einen idealen Turniersaal fand. Legendäre Organisatoren wie Ludwig Schneider, der Präsident des Bayerischen und später des Deutschen Schachbundes und der internationale Schiedsrichter Willi Fohl (Hamburg) waren von der Turnieratmosphäre und der Helmbrechtser Gastfreundschaft, auch beim abwechslungsreichen Freizeitprogramm begeistert. Die 30 Turnierteilnehmer hatten Rang und Namen, wie Clemens, Kohl, Gerusel, Besser, Pfleger, Ostermeier, Fahnenschmidt, Delander … Das Bayerische Fernsehen war ebenso zu Gast wie Großmeister Lothar Schmid, der im Schützenhaus simultan spielte. Beim Festkommers im Schützenhaus begeisterten die VfB-Sänger die Gäste. Die Ausrichtung der oberfränkischen Mannschafts-BIitzmeisterschaft, bei der Helmbrechts den 2. Platz erringen konnte, rundete die Jubiläumstage ab.
1973/74: Regelmäßige Jugendarbeit im Jugendraum
Eine - leider nur kurze - Blüte verzeichnete das Jugendschach damals:
Wie Jugendleiter Karl-Wilhelm Meisel berichtet, führt der Schachklub an jedem Montag um 17 Uhr im Jugendraum der städtischen Turnhalle Schachstunden durch. Über 40 Jugendliche und Schüler, Mädchen und Jungen, nahmen an den Übungsstunden und Turnieren teil, 36 regelmäßig. Es herrscht Leben und Aktivität in der Gruppe.
Das sechste Jahrzehnt
In der Jubiläumsschrift 1973 zur 60-Jahr-Feier des Schachklubs sind die wichtigsten Ereignisse des Jahrzehnts zwischen beiden Jubelfeiern zusammengefasst. Wiedergegeben sei hier der Passus über die Mannschaften des Vereins:
Stolz darf der Schachklub Helmbrechts aber auch auf seine Mannschaften sein. Es war für unseren verhältnismäßig kleinen Verein schon eine beachtliche Leistung, ständig 3 Mannschaften für die Meisterschaften zu stellen. Erfreulich sind die konstanten Leistungen unserer 1. Mannschaft, die bis auf ein Jahr (dem Abstieg 1964 folgte 1965 prompt wieder der Aufstieg) immer in der Verbandsklasse 1 spielte und zweimal sogar den 3. Tabellenplatz belegte. Bei den Kreis-Blitzmeisterschaften holte sie 1966, 1968 und 1972 den Titel samt Pokal nach Helmbrechts, bei den oberfränkischen Blitzmeisterschaften fünfmal den zweiten Platz und einmal den dritten. Unsere 2. Mannschaft errang mehrmals die Meisterschaft des Kreises Hof, sie spielte 6 Serien in der Verbandsklasse II Ost, was eine beachtliche Leistung bedeutet. Die 3. Mannschaft gehört zum Stamm der Kreisklasse Hof. Erwähnenswert ist, dass sie 1965 sogar die Meisterschaft errang und anschließend in die Verbandsklasse II Ost aufstieg.
1988: 75 Jahre Schachklub Helmbrechts
Die Festschrift zum 75jährigen Jubiläum dokumentiert die für unsere Mannschaften an Erfolgen reichen Jahre von 1973 bis 1988:
1. Mannschaft in der Oberfränkischen Verbandsklasse l: Sechzehn Serien lang in nahezu ununterbrochener Folge - nur 1965, 1978 und 1979 spielte sie in der Verbandsklasse Il Ost - war sie dort ein ernstzunehmender Gegner. Mit den Leistungen unseres relativ kleinen Vereins darf man zufrieden sein, muss man doch bedenken, dass sehr viele hochbegabte „Eigengewächse“ abgewandert sind. Die 2. Mannschaft gehörte der Verbandsklasse Il Ost bis 1980 14 Jahre lang an. Die 3. Mannschaft war zwar überwiegend in der Kreisklasse C zu finden. Sie holte sich dort 1987 den Titel und stieg in die B-Klasse auf. Seit 1986 nimmt auch eine 4. Mannschaft an den Wettkämpfen der Kreisklasse D (hier wird mit Vierermannschaften gespielt) teil.
Fehlt noch das Festprogramm: Ausrichtung der Oberfränkischen Einzelmeisterschaften mit insgesamt 73 Teilnehmern bei Hauptturnier, Jugend-Hauptturnier, Damenmeisterschaft und Meisterturnier, ferner die Blitzmeisterschaft, Rahmenprogramm und Siegerehrung, Festabend mit den VfB-Sängern, dazu Sitzung der oberfränkischen erweiterten Vorstandschaft, Oberfränkischer Schachkongress und eine Jugendbegegnung im Rahmen des Deutsch-Französischen Jugendwerks mit Jugendlichen aus Lothringen waren ein Mammutprogramm, das alle Organisatoren des Vereins in Vorbereitung und Durchführung voll auslastete. In der Presse wurde die Leistung des Vereins daher auch mit höchstem Lob gewürdigt:
… der Verein, der in seiner Geschichte das gesellschaftliche und kulturelle Leben der Stadt mit geformt hat … hat ganz besondere Anerkennung verdient.
1989 bis heute
Für diesen Zeitraum ist der Chroniker noch dabei, die Ereignisse niederzuschreiben.
Sobald die Ergebnisse zur Verfügung stehen, werden sie dem werten Leser hier zugänglich gemacht.